DER BROTSCHAFTER

Allerheiligen ist im Mühlviertel auch der „God´n Tag“

Am 1. November ist Allerheiligen und an diesem Tag ist es bei uns der Brauch, dass die Taufpaten zu Besuch kommen und ihr Patenkind mit der God´n Sach´ beschenken. Ein geflochtener Striezel aus feinem Germteig darf dabei nicht fehlen – der Allerheiligenstriezel. Dass der Striezel geflochten ist, hat seinen Ursprung in der Trauerkultur der Antike.

Die Haare der Frauen wurden schon damals zu Zöpfen geflochten. Starb jemand aus der Familie, schnitt man als Zeichen der Trauer den Haarzopf ab. Der Brauch entstand in Ägypten und wurde von den Griechen, den Römern und schließlich von den Germanen übernommen. Das Flechten und Knüpfen galt in vielen Kulturen als schützendes Ritual um das Böse abzuwehren. Anstatt des echten Haarzopfes ging das alte Trauerritual schließlich auf ein geflochtenes Gebäck über, das auch mit Glück, Segen Fruchtbarkeit und Kraft in Verbindung gebracht wurde.

Der Allerheiligenstriezel symbolisiert also eine uralte Form eines Trauerrituals, das über die Zeit vom echten Haarzopf zum beliebten Gebildegebäck wurde. Noch heute geht es zu Allerheiligen um das Gedenken an die Verstorbenen in der Familie. Der geflochtene Zopf blieb als Symbol dafür im Brauchtum erhalten.

Bei uns hat der Allerheiligenstriezel den Namen God´n Striezel. Denn im Mühlviertel heißen die Taufpaten „Goli und Göd“.

Galt der süße Striezel von der „God’n“ früher als willkommener Ausgleich zu den ansonsten recht kargen Mahlzeiten, darf man heute darin vor allem eine nette Geste sehen und eine Einladung zum gemütlichen Zusammensein mit lieben Verwandten und Freunden.

Die Kunst des Teigflechtens verlangt einiges an Fingerfertigkeit und Erfahrung. In Oberösterreich wurde 1929 das Beherrschen von verschiedenen Flechtarten sogar in die Meisterprüfungsordnung für die Bäcker aufgenommen. Damit der Teig gut aufgeht, braucht es neben einwandfreien Zutaten vor allem ausreichend Zeit. Erst dann werden die geflochtenen Allerheiligenstriezel wunderbar flaumig. Mit Hagelzucker bestreut sind die „Zöpfe“ ein schönes Zeugnis für österreichische Tradition und bodenständiges Handwerk.

Damit jedes Patenkind zu Allerheiligen einen handgeflochtenen Striezel in Händen halten kann, empfehle ich dir, diese rechtzeitig bei uns in Reichenthal, Freistadt oder Altenberg zu bestellen. Gerne schicken wir dir einen God´n Striezel auch direkt nach Hause – einfach im Webshop bestellen und die gewünschte Lieferadresse bekanntgeben. www.naturbaecker.at

Wenn du deinen Allerheiligenstriezel selber backen willst, habe ich hier das Rezept für dich.

Du brauchst dazu:

  • 380 g Mehl Type 700
  • 53 g Zucker
  • 5 g Salz
  • 4 g Honig
  • 50 g Erdäpfel (gekocht)
  • 6 g Vanillezucker
  • 100 g Milch (zimmerwarm)
  • 20 g Germ
  • 80 g Butter (zimmerwarm)
  • 1 Eidotter
  • 1 ganzes Ei

Später brauchst du noch zum Abstreichen und Bestreuen deines Striezels: 1 versprudeltes Ei und Hagelzucker.

So machst du deinen Allerheiligenstriezel:

Zunächst machst du den Vorteig für deinen Germteig, das sogenannte „Dampfl“.

Du nimmst von deinen abgewogenen Zutaten:

50 g Milch, 20 g Germ, 10 g Zucker und 50 g Mehl und verrührst alles mit einem Löffel.

Dann lässt du das Dampfl etwa eine halbe Stunde lang bei Raumtemperatur stehen.

Nach einer halben Stunde gibst du das „Dampfl“ und alle Zutaten zusammen in eine Rührschüssel. Verwende zum Teigkneten den Knethaken. Zunächst schaltest du deine Küchenmaschine auf langsamen Gang. Wenn alles halbwegs vermischt ist, schaltest du auf höchste Stufe und knetest deinen Germteig so lange, bis er sich vom Rand löst.

Nun rastet der Teig eine Stunde in einem geschlossenen Behälter im Kühlschrank. Anschließend faltest du ihn. Wie du das machst, zeige ich dir in diesem Video.

Tipp von Martin: Schließe den Behälter im Kühlschrank mit einem Deckel, damit der Teig außen nicht eintrocknet.

Nach einer weiteren Stunde Rast im Kühlschrank wiederholst du den Faltvorgang ein zweites Mal.

Nochmal eine Stunde in den Kühlschrank und ein drittes Mal falten.

Durch das Rasten und mehrmalige Falten wird der Teig gleichmäßig reif und du bringst Spannung in den Teig. Dadurch erhält der Striezel beim Backen seine schöne Form.

Nach dreimal Falten lasse ihn über Nacht bzw. einige Stunden im Kühlschrank.

Am nächsten Tag teilst du den Teig in sechs gleich große Stücke und lässt sie eine viertel Stunde bei Zimmertemperatur zugedeckt liegen. Anschließend schleifst du sie zu Teigkugeln. Im Video zeige ich dir, wie du das machst.

Tipp von Martin: Halte deine Hand beim Schleifen ganz locker über den Teig und forme ihn kreisförmig und mit leichtem Druck zu einer Kugel mit glatter Oberfläche. Dadurch bringst du zusätzlich Spannung in den Teig.

Nun faltest und rollst die Teigkugeln in sechs Teigstränge.

Jetzt geht’s ans Flechten. Auf dem Video zeige ich dir, wie du das machst.

Tipp von Martin: Rolle die Stränge so aus, dass sie in der Mitte dicker sind, als am Rand. Dadurch bekommt der Striezel eine schöne Form.

Den Striezel lege nun auf ein Backblech und lasse ihn nochmal eine halbe Stunde zugedeckt ein letztes Mal aufgehen.

Jetzt bestreichst du ihn mit versprudeltem Ei und streust Hagelzucker darauf.

Das Ei verleiht deinem Allerheiligenstriezel einen schönen Glanz. Außerdem bleiben dadurch die Hagelzuckerkörner besser auf dem Striezel kleben😉

Jetzt im vorgeheizten Backrohr bei 150 °C Ober-Unterhitze ca. 50 Minuten goldbraun backen und fertig ist dein Allerheiligenstriezel.

Wenn du noch Fragen hast, schreib´ mir einfach und wenn dein Allerheiligenstriezel gelungen ist, freu´ ich mich auf ein Foto davon😊. Ich wünsch dir gutes Gelingen und ein schönes Allerheiligenfest mit deiner Familie und deinen Freunden😊.

Liebe Grüße schickt dir dein Brotschafter Martin Bräuer

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Martin Bräuer 29. Oktober 2021, 10:32
Liebe Simone, danke für dein Feedback. Es freut mich, dass meine Tipps hilfreich waren und dein Striezel so gelungen ist. :-) Ich wünsche weiterhin viel Spaß und Freude beim Backen. Liebe Grüße von deinem Brotschafter Martin Bräuer.
Simone 28. Oktober 2021, 16:07
Hallo Martin! Ich war kürzlich im Brotbackkurs (Kulinario Linz) und hab dann gleich deinen Blog durchstöbert ;-) Der Striezel ist wirklich supergut, schön zu bearbeiten, und ich habe viele Komplimente von den Arbeitskollegen bekommen… Meine Salzstangerl werden jetzt auch noch ums Eizerl schöner, danke für den Tipp mit der rauen Unterlage! Alles Gute und liebe Grüße, Simone